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Ist die Blockchain Technologie die Zukunft in der Musikindustrie? Eine Studie von PwC Deutschland sieht in der Blockchain Technologie gar die zweite digitale Revolution in der Musikindustrie. Der Studie zufolge könnte die Blockchain die Wertschöpfungskette in der Branche grundlegend verändern. Die Süddeutsche Zeitung weist der NFT-Technologie bei digitalen Werken eine ähnliche Einzigartigkeit zu wie Erstpressungen. Neben der NFT-Technologie gibt es aber eine Unmenge weitere Anwendungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit der Blockchain Technologie. Eine Blockchain ist eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen, „Blöcke“ genannt, die mittels kryptographischer Verfahren miteinander verkettet sind. Jeder Block enthält dabei typischerweise einen kryptographisch sicheren Hash (Streuwert) des vorhergehenden Blocks, einen Zeitstempel und Transaktionsdaten.
Welche Chancen bringt die Blockchain Technologie für den Nachweis der Urheberschaft?
Um die großen Chancen zu verstehen, die die Technologie für den Nachweis der Urheberschaft mit sich bringt, muss man sich zunächst einmal mit den Herausforderungen dieses besonderen Bereiches beschäftigen:
Entstehung des Urheberrechts in Deutschland: Im Gegensatz zu anderen IP-Rechten erfolgt die Zurechnung der Urheberschaft automatisch und ohne Registrierung oder Anmeldung in einer Datenbank. Denn Urheber ist derjenige, der das Werk tatsächlich geschaffen hat. Hinzu kommt, dass die Urheberschaft nicht gänzlich aufgegeben werden kann. Lediglich eine umfassende Einräumung von Nutzungs- und Verwertungsrechten ermöglicht Dritten eine Werknutzung, ohne die Rechte des Schöpfers zu verletzen. Das Urheberrecht ist in Deutschland unmittelbar an die Person gebunden.
Probleme können aber aufkommen, sobald zwei unterschiedliche Personen behaupten Urheber an ein und demselben Werk zu sein. Häufig problematisch wird dies vor allem bei Musikstücken. So kommt es schnell mal vor, dass sich ein kurzer Ausschnitt aus zwei Liedern sehr ähnlich sein kann und die rechtliche Situation ausreichend geklärt werden muss. Die besseren Karten hat dann derjenige, der zeitgenau nachweisen kann, wann das Werk entstanden ist und, dass dies durch ihn entstanden ist.
Poor Man’s Copyright – Die klassischen Möglichkeiten des zeitlichen Urheberrechtsnachweises
Im amerikanischen oft „Poor Man’s Copyright“ genannt gibt es die einfache Möglichkeit, sich beispielsweise ausgedruckte Noten oder einen beliebigen anderen Datenträger per Post selbst zuzuschicken. Der Poststempel gibt dann den entscheidenden Anhaltspunkt, dass die Werkentstehung nur wenige Tage zurückliegen kann. Wichtig dabei ist, dass der Brief nicht geöffnet werden darf. Doch mögliche Manipulationen stellen ein Problem dar. So können Poststempel rückdatiert werden und Briefumschläge unbemerkt geöffnet und daraufhin wieder verschlossen. Die bessere Beweiskraft vor Gericht hat die Hinterlegung bei einem Anwalt oder einem Notar.
Die Blockchain Technologie hingegen kann einfach und unkompliziert einen vertrauenswürdigen und transparenten Datensatz erstellen.
Wie funktioniert die Erstellung eines Zeitnachweises mittels Blockchain?
Der Urheber kann seine Datei in eine dezentrale Datenbank einpflegen. Jedoch wird nicht das Werk an sich gespeichert. Das System erstellt einen digitalen Fingerabdruck (Token), der in der dezentralen Datenbank dauerhaft hinterlegt wird. Wichtig ist, dass die ursprüngliche Datei zur späteren Identifizierung unverändert an einem sicheren Ort gespeichert wird. So kann der Token dem Werk zugeordnet werden. Auch das Missbrauchsrisiko ist hier gering. Die Möglichkeit eine Blockchain nachträglich zu verändern ist nahezu unmöglich. Es kann also fälschungssicher festgestellt werden, dass das Werk in dem Moment des Hochladens in die Blockchain in einer genau definierten Fassung vorhanden war. Der sonst schwierige Nachweis der zeitlichen Entstehung ist also mittels Blockchain für jeden Künstler einfach möglich.
Diese Technik ist ein großer Schritt in Richtung Rechtssicherheit für Werkschaffende und neben der Musikindustrie sind es gerade auch die Beteiligten der Filmindustrie, wie z.B. Drehbuchautoren, die oftmals große Schwierigkeiten haben, ohne großen Kosten- und Verwaltungsaufwand ihre Rechte hinterlegen zu lassen und von der neuen Technologie profitieren werden.
Zur Umsetzung der neuen Möglichkeiten gibt es private Anbieter aber auch die WIPO stellt mit „WIPO Proof“ solch eine Datenbank zur Verfügung. Diese soll vor allem internationale Barrieren überwinden. So haben 190 Mitgliedsstaaten anerkannt, dass ein WIPO Proof Token vor Gericht für einen zulässigen Beweis ausreichend ist. Die dezentralen Blockchain Datenbanken – vor allem von offizieller Seite – sind eine digitale Version eines Notars.